Höchster Berg der Welt

Chimborazo 2009

Der Chimborazo liegt in der Cordillera Occidental der Anden. Sein mächtiger Gipfel überragt das ihn umgebende Hochplateau um fast 2500m. Mit einer Höhe von 6310m ist er der höchste Berg Ecuadors. Aufgrund seiner Nähe zum Äquator und der Abplattung der Erde, ist der Gipfel des Chimborazo der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Ort auf unserem Planeten. Falls die Höhe der Berge vom Ermittelpunkt aus bestimmt würde, gilt er sogar als höchster Berg der Welt. So gemessen ist der Chimborazo 6384 Kilometer hoch.
Darüber hinaus ist die Zentrifugalbeschleunigung, ausgelöst durch die Erdrotation, hier am größten. Man dreht sich nirgendwo auf der Erde schneller durch den unendlichen, eisigen Raum und ist dabei der Sonne am nächsten.

Expedition
Wir reisten als Fünfer-Team am 21. August 2009 nach Ecuador. Die Höhenlage der Hauptstadt Quito, mit 3000m recht immens, machte uns wenig zu schaffen. Bei unseren Akklimatisationstouren rund um die Stadt hatten wir extrem gutes Wetter. Wir sahen alle hohen Schneeberge Ecuadors und haben viele davon bestiegen. Immer bei schönstem Sonnenschein und mit Blick über das Hochland der Anden.
Expeditionsziel und Kern unserer Tour war der Chimborazo, den wir nur spärlich akklimatisiert erreichten. Der Berg ist die herausragende Erhebung in der gleichnamigen Region und Teil der Allee der Vulkane. Über Ambato fuhren wir direkt in den Nationalpark und stiegen circa eine Stunde zur 5000m hoch gelegenen Whymper Hütte auf. Im Licht der untergehenden Sonne konnten wir die meist genutzte Aufstiegsroute studieren. Diese ist nicht ganz ungefährlich, weil durch den Gletscherrückgang von Eis- und Steinschlag bedroht. Deshalb entschieden wir uns für die Route der Erstbesteiger, die Whymper Route.

Eisige Kälte und der Sonne so nah
Aufbruch war sehr früh in der Nacht. Gemeinsam stiegen wir die Vulkanhänge hinauf, um auf einen Grat zu gelangen, der direkt zum Einstieg und dann durch die Westwand führte. Wir kletterten über Vulkangestein, das oft nur auf dem Blankeis auflag.
Die Route zog sich durch Eisrinnen über Spaltengelände nach Westen und führte direkt auf den kleineren der beiden schneebedeckten Gipfel. Die Freunde waren inzwischen leider umgekehrt.
Hier oben am Vorgipfel spürte ich, dass es auch am Äquator bitter kalt sein kann. Meine feurige Begeisterung, bald auf dem Gipfel zu stehen, wurde vom eisigen Wind rasch abgekühlt. Erst die aufsteigende Sonne wärmte mich wieder.
Ich erreichte gemeinsam mit unserem ecuadorianischen Begleiter den höchsten Punkt und war so der Sonne am nächsten! Am Hauptgipfel war vom ehemaligen Vulkankrater nichts mehr zu sehen. Der ist bereits völlig erodiert und gilt als erloschen.
Die Route des Abstiegs war, wie befürchtet, ziemlich bedenklich. Trotzdem waren wir nach insgesamt neun Stunden wieder zurück und verließen am nächsten Tag den Park. Weitere Gipfel, im vielleicht abwechslungsreichsten Land der Erde, warteten auf uns.

Vulkanismus
Der ehemals starke und bis heute anhaltende Vulkanismus auf dem Kontinent resultiert aus dem Abtauchen einer pazifischen Platte, der Nazca-Platte, unter die südamerikanische Platte. Dabei kommt es zu starken Deformationen der Erdoberfläche, die das Auffalten der Anden verursachen. In der Subduktionszone wird die abtauchende Platte aufgeschmolzen und durch aufsteigendes Magma starker Vulkanismus verursacht.


Gipfelbesteigung
Im Jahr 1880 gelang es einer britisch-italienischen Seilschaft, unter Führung Edward Whympers, den Gipfel zu erklimmen. Einen ersten Besteigungsversuch allerdings riskierte bereits im Jahre 1802 der Forscher Alexander von Humboldt mit seinen Begleitern Aime Bonpland und Carlos Montufar. Obwohl Humboldt offenbar beim Aufstieg an den Symptomen der Höhenkrankheit litt, erreichte er mit seiner Mannschaft damals schon eine Höhe von etwa 5600m.

Auf den Spuren Humboldts
Berühmt wurde Humboldt durch seine beiden großen Forschungsreisen nach Südamerika und später nach Asien. Sein schon beachtlicher Ruf als Wissenschaftler machte ihn danach weltbekannt. Allerdings brachte er während seiner Expeditionen und durch die sich anschließenden Publikationen in Europa, große Teile seines stattlichen Vermögens durch. Es war beispiellos, dass ein Privatier solche Forschungsreisen vollständig aus eigenen Mitteln bestritt.
Zu Ehren des genialen Abenteurers, Entdeckers, Naturforschers und Weltreisenden Alexander von Humboldt war unsere Chimborazo Expedition zum 150. Todestag auf seinen Spuren unterwegs.

  • chimborazo
    Ecuador 6310m

Gemessen vom Erdmittelpunkt: 6.384.000m

Gipfeltag: 04.09.2009