Chogolisa

Expedition 2008

Die Chogolisa ist einer der höchsten Berge im Zentral-Karakorum. Ihre steilen, von Schnee bedeckten Flanken, gesäumt von schroffen Graten, ziehen zum 7665m hohen Doppelgipfel hinauf. Das Gipfeltrapez besteht aus dem Nordost- und dem Südwestgipfel. Die ersten Besteigungsversuche galten dem Nordostgipfel, bis sich herausstellte, dass die südwestliche Spitze die elf Meter höhere ist.

Kleines Team
Und genau die war unser Ziel. Unser kleines Team, dem dieses Mal nur zwei Mitglieder angehörten, stand vor einer großen Herausforderung. Wir wollten die Eiswände der Chogolisa ohne jede Unterstützung durchklettern.   

Seracs, Lawinen und Schneefall
Am 21. Juni starteten wir nach Pakistan. Nach langem, verregnetem Anmarsch über den Baltoro Gletscher, errichteten wir unser Basislager auf dem Vigne Gletscher unterhalb der gleichnamigen Peaks.
Beinahe sofort fanden wir den Aufstieg durch den Gletscherbruch zum oberen Gletscherbecken. Ein riesiger Kessel war der Platz für unser Camp1. Von hier aus konnten wir die Wand gut beobachteten.
Um auf den Gipfelgrat zu gelangen, verblieb nur eine schmale, steile Firnrampe, die uns sicher genug erschien, diese Wand zu klettern. Überhängende Seracs und herab donnernde Lawinen machten die übrige Wand nahezu undurchsteigbar.

Nach wenigen Tagen bereits gelang es uns bis über die Wandmitte vorzudringen und unter einer Eiswulst ein Depot zu errichten, das wir später noch zu Camp2 ausbauten. Von hier aus wollten wir im alpinen Stil zum Gipfel gehen, aber ein plötzlicher Wettersturz verhinderte den Aufstieg am nächsten Morgen. Die Sicht war durch den Schneefall derart eingeschränkt, dass wir umkehren mussten. Von nun an hielt uns das Schlechtwetter zwei Wochen im Basislager fest. Daran änderten auch die gelegentlichen und sehr kurzen Aufheiterungen nichts.

Hohes Risiko ohne Erfolg
Dann endlich besserten sich die Bedingungen und das Risiko, nach den schweren Schneefällen wieder aufzusteigen, schien beherrschbar. Aber wir sahen uns neuen Problemen gegenüber.
Irgendwann in den vergangenen Tagen hatte der Sturm im oberen Gletscherbecken unser Camp1 völlig verwüstet. Das Zelt war in kleinste Teile zerfetzt worden. Teile der Ausrüstung fanden wir später einhundert Höhenmeter weiter oben, zwischen den Felsen, zerstört, wieder.
Unser Camp2 war von den Schneemassen regelrecht einbetoniert worden. Die Suche nach dem Material mussten wir nach stundenlangem Schneeschaufeln aufgeben und absteigen.

Ein letzter Versuch endete oberhalb von 6000m im tiefen Neuschnee. Die Lawinengefahr schien uns zu groß. Unter diesen Bedingungen hatten wir zu zweit einfach keine Chance den Gipfel zu erreichen. Schweren Herzens haben wir die Expedition vorzeitig beendet. Wir kehrten am 15. August, zwar nicht ganz glücklich, aber wohlbehalten zurück.
„Die (chogo)-Lisa ist ein zähes Luder“, aber vielleicht gibt es noch eine Chance „auf dem schönsten Dachfirst der Welt“ zu sitzen, wie Fred Pressl, der Chogolisa-Besteiger von 1975, Aufstieg und Gipfel beschreibt.

Bride Peak
Schon 1892 wurde Martin Cornway bei seiner Überquerung des Karakorum auf den Berg aufmerksam.
Er nahm an, dass der Nordostgipfel der höhere sei und taufte den Berg wegen seiner prächtigen, weißen Wände Bride Peak.
Die Expedition des Herzogs der Abruzzen erreichte bereits 1909 hier eine Höhe von 7400m. Dieser Höhenrekord bestand dann dreizehn Jahre bis erste Expeditionen am Mt. Everest höher vorstießen.
Im Jahre 1958 wird der Nordostgrat durch Japaner das erste Mal begangen, allerdings gab sich das Team aus Unwissenheit mit dem Nordostgipfel zufrieden. Erst später stellte sich heraus, dass der andere, circa 1000m entfernte Gipfel, der höherer ist.
Eine weitere Route zum Nordostgipfel eröffneten die Spanier 1986 direkt vom Baltoro Gletscher aus. Im unteren Wandteil gibt es allerdings überhängende Seracs in steilen Eishängen.

Buhl, einer der Größten seiner Zeit
Traurige Berühmtheit erlangte der Berg 1957, als Kurt Diemberger und Hermann Buhl versuchten über den Nordostgrat den Gipfel zu erreichen. Nach einem Wettersturz musste das zweier Team den Erfolg versprechenden Gipfelversuch auf 7100m abbrechen und umkehren. Im Abstieg kam Buhl bei sehr schlechter Sicht vom Grat ab und stürzte durch eine Wächte in den Tod. Nur wenige Wochen zuvor standen beide, Buhl und Diemberger gemeinsam auf dem Broad Peak.
Seinen größten Erfolg feierte Buhl bereits 1953 mit der Erstbesteigung des 8125m hohen Nanga Parbat.

Die Erstbesteigung
Die Erstbesteigung gelang erst 1975 einer österreichischen Mannschaft unter Erich Lackner. Sie erreichte schließlich erstmalig den Südwestgipfel, den höchsten Punkt des Berges, über den Südwestgrat vom Khaberi Gletscher aus.

Route der Deutschen
Im Jahr 1983 fanden die Deutschen unter Adi Fischer, vom Vigne Gletscher aus, den Aufstieg zum Hauptgipfel.
Bereits drei Jahre später gelang es Andy Fanshawe und Gefährten die Route der Deutschen zu wiederholen und den Verbindungsgrat zum Bride Peak zu überqueren. Anschließend stiegen sie auf der Japaner Route wieder ab. Damit war die erste Überschreitung des Berges gelungen.

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    Pakistan 7665m