Alte Meister

Shag Dagh 2012

Unglaublich aber war. Meine Sportler wollten wieder in die Berge! Aber was bedeutet eine Tour in die Berge, wenn diese weit im Osten liegen?

Keine Angst vorm wilden Osten
Dieses Mal brachen wir in den sagenumwobenen Kaukasus auf, in ein Land, das einige von uns bestenfalls aus dem Märchen kennen. Genug Stoff, um ein Buch zu schreiben - aber besser nicht!


Die Ölstadt

Bei der Einreise nach Aserbaidshan wurden wir von der Flughafenpolizei für Stunden aufgehalten, immer mit der Begründung: „Geht bald weiter“! Wegen erhöhter Sicherheitsvorkehrungen für ein absurdes Songfestival, schienen wir die Nacht auf dem Flughafen der Hauptstadt zu verbringen.


Irgendwann rollten wir doch mit dem Minibus ins Stadtzentrum. Vorbei am gleißenden Luxus, dem neuen Reichtum der einst schwarzen Stadt. Seit der weltweit ersten Bohrung nach dem schwarzen Gold in Baku, sind mehr als 150 Jahre vergangen. Heute treibt die Ölwirtschaft alles an. Der stählerne Wald mit seinen Ölpumpen, drückt die Dollarmilliarden ins Land. Baku bläht sich prunkvoll zur Millionenstadt und nimmt die Quellen seines Kapitals wieder stolz in Besitz. Vorbei das Trauma der post Sowjetzeit.


Im Kaukasus

Wir fuhren langsam in den großen Kaukasus hinein und dem Regen entgegen. Unser Bus holperte abseits der Flaniermeilen durch vergessene Bergdörfer, bis wir an einer Sportbasis stoppten. Hier fühlten wir uns endlich angekommen, im Osten.


Der Aufstieg in unser einziges Hochlager zog sich lang und die Motivation in die Tiefe. Auf 2950m schlugen wir die Zelte auf und blickten traurig auf die Wolken verhangenen Gipfel. Am Abend kochten uns die beiden angeworbenen Asiri ein Mal aus Büchsenfutter, abgehangener Wurst und Wodka. Dann hörte der Regen auf. Langsam befreite sich unser nächstes Tagesziel aus der Umklammerung des Nebels.


In sternenklarer Nacht brachen Udo und Jens mit mir zum Shagh Dagh Gipfel auf. Das Wetter war einmalig. Der Himmel färbte sich azurblau. Noch war der Firn gefroren und wir kamen mit Steigeisen gut voran. Unser neuer Freund, der Bergsteiger Möylüd von der Sportbasis, begleitete uns auf den nicht schwierigen, aber sehr ausgesetzten Graten. Jeder spürte die Aufregung. Wir waren zügig unterwegs und erreichten bereits gegen Mittag den Gipfel, der einen klaren Blick auf die steilen Wände und hohen Berge Aserbaidshans bot.


Abstiegsgeraffel

Im Abstieg gelang es uns nicht, der Aufstiegsroute zu folgen. Der tiefe, weiche Firn forderte alle Kraft und drängte uns immer mehr ins Tal ab. Meist versanken wir bis zur Hüfte im Schnee. Dank Möylüds Routenkenntnissen, entdeckten wir einen anderen, aber extrem abenteuerlichen Weg zurück ins Camp.

Unser Team war völlig platt. Schön, dass sich die Zurückgebliebenen derart rührend um uns kümmerten, dass wir am nächsten Tag an imposanten Felsmassiven vorbei den unteren Talboden erreichten konnten.


Vorschau

Ganz sicher besteht die Chance wieder etwas über eine besondere Tour mit Weltmeistern und Olympiasiegern zu erfahren. Gern nehmen wir ehemalige oder aktive Sportler in unser Team auf und sind für viele Vorschläge offen.
Fragt nach - neue Pläne gibt es schon.

  • shag dagh
    Aserbaidshan 4243m

Gipfeltag: 28.05.2012