Seven Summits

Mont Blanc

Viel ist über den vermeintlich höchsten Berg Europas geschrieben worden und vielleicht ist genau deshalb seine Anziehungskraft auf Bergsteiger so groß.

 

Begeisterung

In den letzten Jahren war ich oft im Mt. Blanc Gebiet unterwegs. Immer hatte der Berg Überraschungen für uns parat. Hin und wieder war es das Wetter, teilweise die Routen, aber immer die unbeschreibliche Schönheit der Landschaft, in die er eingebettet ist.

Manchmal bin ich von seinen Gipfeln schnöde abgewiesen worden. Ich musste immer erst einsteigen, in seine riesigen Wände, hoch über Chamonix, um ihn zu mögen. Die beeindruckende Aussicht über die Alpen hat mich dabei oft belohnt.

 

Abreisen oder Aussitzen

So auch an jenen Sommertagen in Frankreich, als ich mit meinem Kameramann Ralf für ein Auftragswerk zum Hauptgipfel des Mt. Blanc Massivs unterwegs war.

Nach anfänglich sehr schlechtem Wetter, bei dem uns der Berg während unseres ersten Aufstiegs bereits am Mt. Blanc du Tacul abgewiesen hatte, versuchten wir die miesen Bedingungen bei Laurence auf der Refuges des Cosmiques auszusitzen.

Später zogen wir dann doch noch ein paar Tage in den gemütlichen Ort Les Houghes, nahe dem weltbekannten Bergdorf Chamonix und warteten auf diese eine Schönwetterphase.

 

Geburtstagstour

Beinahe wären wir abgereist, doch Ralf hatte Geburtstag und ich kein Geschenk.

Also auf geht’s!

Diese Mal passte alles. Das Wetter versprach toll und die Hütte voll zu werden. Am Morgen starteten wir relativ spät, allerdings spekulierten wir darauf, eine gute Spur vorzufinden, die nach dem Sturm der letzten Tage verschwunden war. Wir kamen gut voran, wussten aber viel über das Steilstück am Mt. Maudit. Für Ungeübte ist es immer eine Herausforderung. Hier kommt es natürlich zu Rückstau und Verzögerung. Lawinengefahr inklusive!

Wir schlüpften gut durch. Der folgende Anstieg zum Gipfel führte auf und ab mit wenigen Spalten, aber auf den letzten Metern anstrengend bis zum Hauptgipfel des Massivs. Vor Mittag waren wir oben und hatten genug Zeit für unseren Job. Wir überlegten noch, ob wir die Überschreitung zur Tete Rousse Hütte über den Bosses Grat machen sollten. Liesen dann aber weg.

 

Absturz am Mt. Maudit

Der Abstieg vom Gipfel ging schnell.

Am Mt. Maudit allerdings dann die Katastrophe! Eine Bergsteigerin, locker ausgerüstet und offensichtlich in sehr guter Form, vertat sich beim Ausstieg auf den Col und stürzte die gegenüberliegende Wand hinunter, ins Gletscherfeld. Es folgte das volle Programm mit Suche und Bergrettung. Die Sportlerin überlebte nur knapp.

Bewegt kletterten wir die steilen Meter jetzt gern auch gesichert ab. In der Traverse kam der Rettungshelikopter so nahe an mich ran um einen Retter abzusetzen, dass es mich fast aus der Wand wehte. Ich konnte die Jungs beruhigen. Es gab keine weiteren Bergsteiger nach denen hätte gesucht werden müssen.


Auf dem Weg zurück zur Aiguille du Midi war das Licht der sinkenden Sonne so wunderbar, dass wir gern noch mehr bewegte Bilder eingefangen hätten. Doch die Zeit drängte. Die letzte Gondel fuhr in Kürze und wer läuft da schon gern? Zumal Ralf mich auf seine kleine Geburtstagsparty ins Cafe Le Sun bei Chantal eingeladen hatte.

  • blanc
    Europa 4810m

Gipfeltag: 29.08.2011